Prof. Dr. Arnulf Rosenstock
ehem. Museumsleiter Jagdschloss Kranichstein
Donnerstag, 30.6.2011 18.00
"Das Jagdtheatrum Rondellsaal Kranichstein und die jagdbedingten Gründe zur Rohstoffkrise - Geburtsstunde der Nachhaltigkeit."
Der Rohstoff Holz war bis zum Beginn der Industrialisierung Zentralressource. Baustoffe, Heizstoffe, Gebrauchsgeräte, aber auch jegliche Energiebereitstellung zur Produktverarbeitung wurden aus Holz gewonnen. Die Nachzucht von Bäumen war bis ins 18. Jahrhundert einerseits nicht geordnet. Andererseits war neben dem Verbrauch des stehenden Holzes das natürliche Nachwachsen von Bäumen durch Waldweide, Streunutzung und Waldbrände immer weniger gewährleistet. So vergreisten die Restbäume, der Waldvorrat schwand dahin und die Holznot wurde unerträglich. Dazu kam der rücksichtlose Holzexport aus den Mittelgebirgen zum Schiffsbau zur Mehrung der Staatskasse der absolutistischen Fürsten.
Teil der repräsentativen Hofhaltung im Absolutismus war die Jagd. Groß angelegte Jagdfeste und hierfür überhegte Wildbestände wurden in den höfischen Jagdgebieten, in denen nur der Fürst das Jagdrecht besaß, gehalten. Das überhegte Wild fraß die Jungpflanzen und schälte die Altbäume. Vom Hunger getrieben fielen die Wildrudel in die bestellten Felder ein und raubten den Bauern die spärlichen Feldfrüchte. Den Bauern wurde das Recht zur Waldweide aberkannt. Hungersnöte brachten die Leibeigenen Bauersleute in Verzweiflung und um ihre Existenz. Die darum geführten Bauernkriege gingen verloren. Auswanderungszüge aus fürstlichen Landen in ferne Länder waren Ausdruck von Verzweiflung und Hunger. Der Leibeigene musste sogar für das Fest des Eingestellten Jagens Frondienste als Treiber leisten und ging ihm ein flüchtendes Tier durch die Lappen, wurde er mit Leibesstrafe von den Jagdknechten gezüchtigt.
Diese Repräsentationssucht führte dazu, das der leibeigene Mensch weniger galt als ein Tier. Denn für die Jagdfeste des Barock waren Pferde, Hunde und Wildtiere ein wichtiges Mittel zum Zweck. Repräsentative Jagdhäuser und Schlösser wurden in den Landen errichtet und barocke Jagdanlagen mit Saufanghäusern, Schneisensternen, Rondellanlagen und Teichen angelegt. Jagd, Landschaft und Bauwerk boten die Kulisse für das Gesamtkunstwerk Jagdfest mit Hörnerklang und Hundegeleut, kostbaren Uniformen und höfischem Zeremoniell. Das zeigt das Jagdtheatrum Rondellsaal in einmaliger Ausprägung.
Die Not zwang zum Umdenken, die Parforcejagd wurde verboten, der Wildbestand dezimiert. Erst nach dieser Maßnahme war der Raum frei für eine nachhaltige Forstwirtschaft, zu der es einiges zu sagen gibt.
Biographie
Geboren 1943
Nach Abitur und Wehrdienst Studium der Forstwissenschaften in Freiburg
Forstassessor im Hessischen Staatsdienst
1976-1986 Naturschutzdezernent beim Regierungspräsidium
1987-2008 Leiter des Forstamtes Darmstadt
Geschäftsführer der Stiftung Hessischer Jägerhof
Bauherr Renovierung Jagdschloss Kranichstein
1989-1999 Kurator Museum Jagdschloss Kranichstein
Sonderausstellung «Die Wundersamen Hirsche» mit Ridinger Katalog
1986-2008 Lehrauftrag Naturschutz an der TU Darmstadt
Honorarprofessor
seit 2006 Vorsitzender der Stiftung Hofgut Oberfeld, Darmstadt
Mitglied des Waldkunstvereins seit dessen Gründung