Doro Hülder
JagdfieberWer bist du, Fürst, dass mein Fleisch Auszug aus: Der Bauer - An seinen Durchlauchtigen Tyrannen (1775) von Gottfried August Bürger (Lyriker 1747-1794) Nach einem Vortrag im Museum Schloß Kranichstein nehme ich die Geschichte mit in den Park. In der Reflektion des Gehörten bleibt Betroffenheit über das «Jagdfieber» der Landgrafen und die daraus resultierenden Folgen zurück. Leidenschaftlich wurde hier die Parforcejagd, eine brutale, aus heutiger Sicht, Hetzjagd auf Hochwild betrieben. Tier, Mensch und Natur litten unter dieser Form der Jagd, die letztendlich - der hohen Kosten wegen - auch zum Ruin führte. Die Parforcejagd allein rechtfertigte den speziellen Bau von Jagdanlagen, die eine Umgestaltung der Landschaft zur Folge hatten. Sternförmig zerschnitt ein Schneisen-Netz das Gelände. Hier ist der Ort, an dem ich Sichtachsen der Erinnerung markieren will. Textile Besätze, Umschläge, Wicklungen an Bäumen im Park verweisen auf die Geschichte der Jagdpassion in Form eines nachempfundenen Parforcesterns. Durch die Verwendung von neonfarbigen, reflektierenden Materialien (Warnwesten) beabsichtige ich eine optische Signalwirkung, die einen augenblicklichen Gegenwartsbezug herstellt. Verbunden mit einer in die Zukunft gerichteten Warnung vor neuen, durch Jagdfieber verursachten «Begleitschäden» in unserer Umwelt. BiographieGeboren 1950 1984-1988 Studium der Malerei an den Akademischen Werkstätten Maximiliansau, bei K.P. Muller Seit 1989 Dozentin im Rahmen von Workshops (Malerei, Farbtechnik); Ausstellungsberatung, Projektplanungen und Fotodokumentationen im Kunstbereich, im In- und Ausland Seit 1996 freischaffende Künstlerin, Schwerpunkt: Malerei und ortsbezogene Installationen (insbesondere Farb-Raum- Projekte in Industriebrachen) Seit 2009 Atelierstipendium der Stadt Essen Seit 2010 Arbeiten mit textilen Materialien im Innen- und Außenraum Lebt und arbeitet in Essen |